~ Münchhausen ~

Kurzfassung

Auf dem Weg nach Konstantinopel heuert Münchhausen vier Männer mit übermenschlichen Fähigkeiten als Diener an: einen Schnellläufer, einen starken Mann, einen Windmacher und einen Scharfschützen. Mit Hilfe der übermenschlichen Fähigkeiten seiner Diener gelingt es dem Lügenbaron, gegen den Großsultan von Konstantinopel eine Wette zu gewinnen. Gegen den Willen des Herrschers, den er um einen Schatz gebracht hat, gelingt Münchhausen im letzten Akt die Flucht.

 Leseproben Rollentext:

Münchhausen auf der Reise nach Konstantinopel

Vorrede

Zwei Kinder kommen auf die Bühne und wenden sich an die Zuschauer.

Kind 1:    Kennt ihr eigentlich schon den Baron Münchhausen, liebe Zuschauer?

Kind 2:    Man nennt ihn auch den Lügenbaron, weil er die schönsten geflunkerten Geschichten der Welt erzählt hat.

Kind 1:    Er lebte vor ungefähr 200 Jahren in Bodenwerder an der Weser. Sein Haus steht noch.

Kind 2:    Schon als kleiner Junge träumte er immer davon, große Reisen zu machen, und als er dann erwachsen war, hat er auch wirklich große Reisen gemacht.

Kind 1:    Wenn er dann von den Reisen nach Hause kam, hat er seiner Familie und seinen Freunden immer seine Abenteuer erzählt.

Kind 2:    Und dabei hat er immer ein bisschen dazugedichtet. Die Zuhörer haben das natürlich gemerkt, aber weil er so lustig war, haben sie sich darüber gefreut.

Kind 1:    So, und heute wollen wir euch eine von diesen Geschichten vorspielen. Es ist die Geschichte von der Reise nach Konstantinopel.

Kind 2:    Liebe Zuschauer, folgt uns jetzt also für ein paar Minuten in eine wundervolle Welt der Phantasie.

Ende der Vorrede

1. Akt: Auf der Reise

Auf der Reise nach Konstantinopel. Links ist ein Wald zu sehen (gemalt oder Pflanzen oder Pappbäume), in der Mitte drei Mühlen (gemalt, aber mit drehbaren Flügeln). Rechts Landschaft. Dazu blauer, wolkenloser Himmel.
Münchhausen kommt auf die Bühne. Ein Schild zeigt: „Münchhausen auf der Reise".

Münchhausen:    Ich bin der Baron von Münchhausen. Ihr seht mich auf meiner Reise nach Konstantinopel. Auf dieser Reise begegnete ich eines Tages einem merkwürdigen Mann.

Ein Kind kommt mit an den Beinen festgebundenen großen Kugeln (Styropor) auf die Bühne gelaufen.

Münchhausen:    Halt, warum denn so eilig, mein Freund?

Der „Schnellläufer" bleibt stehen.

Schnellläufer:    Ich will in einer Stunde in Konstantinopel sein.

Münchhausen:    Du machst einen Witz. Konstantinopel ist noch 30 Tagereisen entfernt, da kannst du nie in einer Stunde sein.

Schnellläufer:    Wenn ich mir diese schweren Kugeln abnehme, kann ich sogar in fünf Minuten da sein. Ich bin nämlich ein Schnellläufer und kann schneller laufen als der Wind.

Münchhausen:    So einen wie dich könnte ich gut gebrauchen. Willst du mein Diener werden?

Schnellläufer:    Ja, wenn du mich gut bezahlst.

Münchhausen:    Einen ganzen Dukaten im Monat.

Schnellläufer:     Abgemacht.

Münchhausen:    (an die Zuschauer gewandt) Ein paar Tage später begegnete ich wieder einem merkwürdigen Mann.

Ein Mann kommt auf die Bühne, hält sich ein Nasenloch zu und bläst in Richtung der Mühlen. Die Flügel beginnen sich zu drehen.

Münchhausen:    Potztausend, Freund, was machst du denn da?

Windmacher:    Ich mache für meinen Müller Wind für die Mühlen, damit das Getreide gemahlen werden kann.

Münchhausen:    Und warum hältst du dir das eine Nasenloch zu?

Windmacher:    Wenn ich mit beiden Nasenlöchern blasen würde, würden die Mühlen umfallen.

Münchhausen:    So einen wie dich könnte ich vielleicht einmal brauchen. Willst du mein Diener werden? Ich zahle dir einen ganzen Dukaten Lohn im Monat.

Windmacher:    Der Vorschlag gefällt mir, abgemacht.

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Leseprobe Aufführungshilfen:

1.    Anmerkungen zur Inszenierung

Dieses Stück kann vom dritten Schuljahr an aufgeführt werden. Es sind keine besonderen Schwierigkeiten zu erwarten.
Die Aufführungszeit beträgt ca. 12 Minuten, wobei die Zeiten, die zur Umgestaltung der Bühne zwischen den Akten notwendig sind, schon abgezogen wurden.
Die Zeit zur Einübung des Stückes sollte erfahrungsgemäß möglichst kurz gehalten werden, da bei zu langem Üben die Kinder den Spaß an der Sache verlieren. Eine „perfekte" Aufführung sollte deshalb gar nicht erst angestrebt werden. Für dieses Stück hat sich ein vier- bis sechsmaliges Üben als ausreichend erwiesen. Bei zweimaligem Üben pro Woche ergibt das eine Einübungszeit von ca. drei Wochen. Zusätzlich müssen eventuell noch Stunden zum Erstellen der Bühnenbilder usw. einkalkuliert werden. Wenn einige im Theaterstück angesprochene Themen im Unterricht vertieft oder erweitert werden, müssen auch diese Stunden hinzugerechnet werden.

2.    Sachinformation zu Münchhausen

Lebenslauf des Münchhausen

Hieronymus Carole Fredericus von Münchhausen wurde am 11. 5. 1720 in Bodenwerder geboren. Münchhausen hatte sechs Geschwister. Zur Zeit seiner Geburt gehörte Bodenwerder schon 100 Jahre zum Calenberger Land, dem Kernstück des Herzogtums Hannover.
1724 starb Münchhausens Vater. Mit 12 Jahren ist Münchhausen wahrscheinlich als Page in den Dienst des Prinzen Anton Ulrich von Braunschweig eingetreten. 1738 übersiedelte er mit dem Prinzen nach Bußland, der dort das Kürassierregiment „Braunschweig" kommandieren sollte. In den nächsten Jahren war Münchhausen Soldat in zwei russisch-türkischen Feldzügen. 1741, im Todesjahr seiner Mutter, kämpfte er im russisch-schwedischen Krieg in Finnland.
Am 2. 2. 1744 heiratete Münchhausen Jacobine von Dunten.
Im Jahre 1745 kehrte Münchhausen wegen Erbstreitigkeiten nach Bodenwerder zurück. Ohne eine Einigung erzielt zu haben, kehrte er nach Russland zurück, in der Erwartung, endlich befördert zu werden. Erst 1750 erfüllte sich sein Wunsch, und er wurde zum kaiserlich-russischen Rittmeister ernannt. Ihm war klar, dass er keine weitere Karriere in Russland machen könnte. Ende 1750 kehrte er für die Erbaufteilung heim nach Bodenwerder und nahm nach zweijährigem Urlaub 1752 seinen Abschied vom Militär.
Er lebte von da an als Landedelmann, der seine Gutswirtschaft bestellte und sich abends mit Freunden, mit einer kolossalen Meerschaumpfeife in Brand, tabakwolkenverhüllt zu einem dampfenden Glas Punsch traf und Geschichten erzählte.
1790 starb seine Frau nach einer 46jährigen glücklichen, aber kinderlosen Ehe.
Die nächsten Jahre waren gekennzeichnet von ständigen Auseinandersetzungen mit dem Bürgermeister und dem Rat der Stadt Bodenwerder.
Am 12. 1. 1794 heiratete Münchhausen die 17jährige Bernhardine von Brunn aus Polle. Diese Ehe wurde allerdings sehr bald wieder geschieden.
Die ersten Publikationen der Geschichten von Münchhausen sollen 1781 in den humoristischen Heften Vade-mecum als die „Sechzehn M-h-sensche Geschichten" und 1783 „Noch zwey M-Lügen" erschienen sein. Ihr Verfasser war vermutlich Rudolph Erich Raspe. Wie dieser mit den Geschichten von Münchhausen bekannt wurde, ist noch ungeklärt. 1785 jedenfalls erschienen in englischer Sprache, ohne Angabe des Autors, „Die wunderbaren Erzählungen des Baron von Münchhausen" mit fünf Auflagen in drei Jahren. Die Erstausgabe „Baron Münchhausens narrative of his marvellous travels and campaigns in Russia" soll aber nur die 17 Ur-Geschichten enthalten haben. Nach der vierten Auflage 1786 fand das Buch auch seinen Weg nach Deutschland.
Münchhausen war von diesen Büchern nicht sehr begeistert, da er sich als alter Edelmann in seiner Ehre gekränkt fühlte. Damals gab es aber keine rechtliche Handhabe gegen diese Veröffentlichungen.
Am 22. 2. 1797 starb Münchhausen.

Münchhausen-Geschichten

Viele „Münchhausen-Geschichten" sind so lang, dass es sehr zeitaufwendig wäre, sie in voller Länge in der Klasse zu lesen. Dies gilt insbesondere dann, wenn nicht nur eine, sondern mehrere dieser Geschichten im Unterricht thematisiert werden sollen. Aus diesen Gründen werden im Folgenden die Kurzfassungen von vier Geschichten vorgestellt. Eine davon ist die Geschichte des Stückes. Sie gehört zu den Reisegeschichten des Münchhausen. „Das Pferd an der Kirchturmspitze" ist auch eine Reisegeschichte. „Der Ritt auf der Kanonenkugel" ist eine Kriegsgeschichte und „Der Hirsch mit dem Kirschbaum" gehört zu den Jagdgeschichten.

Münchhausen auf der Reise nach Konstantinopel
(gekürzte Fassung aus: Buch 1)

Vor vielen Jahren machte ich eine Reise nach Konstantinopel. Ich reiste mit großem Pomp und einem zahlreichen Gefolge ab. Kaum waren wir einige Meilen weit gereist, als ich ein schmächtiges Männchen mit großer Schnelligkeit querfeldein laufen sah. Und was mich am meisten verwunderte: Das Männchen trug an jedem Bein ein Bleigewicht, wohl an die fünfzig Pfund schwer. „Wohin so schnell, mein Freund?" rief ich. „Und warum erschwerst du deinen Lauf durch diese Last?"

Das Männchen erzählte: „Ich bin seit einer halben Stunde von Wien her unterwegs. Die Bleigewichte muss ich tragen, damit ich meinen Lauf hemme, sonst käme ich noch schneller vorwärts."
Dieser Läufer gefiel mir sehr. Wir einigten uns, dass er in meine Dienste treten sollte, und zogen weiter. Nach einiger Zeit kamen wir zu einem Hügel. Dort stand ein Jäger mit Gewehr und knallte in die blaue Luft.
„Glück zu, Herr Jägersmann, wonach schießt du?" fragte ich. „Auf der Kirchturmspitze des Münsters zu Freiburg saß ein Sperling; den schoss ich eben jetzt herab", entgegnete der Jäger.
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Vorschläge für die Bühnenbilder
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Vorlage für das Bühnenbild des 2. Aktes:
Das Innere des Palastes des Großsultans in Konstantinopel
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Kostüme

Die Kostüme für das Theaterstück „Münchhausen auf der Reise nach Konstantinopel" sind Phantasiekostüme. Anregungen können den Abbildungen entnommen werden.
MüchhausenSultan

Im Folgenden werden die Kostüme, wie sie bei der hier dokumentierten Aufführung verwendet wurden, genauer vorgestellt:

Sprecher der VorredeSie trugen Alltagskleidung, die den Eindruck von Bekleidung aus dem 18. Jahrhundert vermitteln sollte: weiße Oberteile, weiße Strumpfhosen bzw. Kniestrümpfe und knielange schwarze Hosen.
MünchhausenDas Kostüm des Münchhausen bestand aus ähnlichen Kleidungsstücken, wie sie die Sprecher der Vorrede trugen. Als Blickfang dienten zusätzlich eine rote Jacke und ein schwarzer Dreispitz aus Karnevalsbeständen.
SchnellläuferDer Schnellläufer war mit einfacher Sportkleidung bekleidet.
WindmacherDer Windmacher war weiß gekleidet, um zu zeigen, dass er bei einem Müller arbeitete.
Starker MannDer starke Mann trug einfache Arbeitskleidung.
Scharfschütze
Das Kostüm des Scharfschützen bestand, in Anlehnung an die Kleidung eines Jägers, aus grüner Hose und Oberteil und einem Jägerhut (evtl. Karnevalshut).
GroßsultanBei dem Kostüm des Großsultans wurde versucht, den Reichtum des Sultans durch ein goldenes Oberteil zum Ausdruck zu bringen. Der Kopf wurde mit Federn geschmückt, vorstellbar wäre hier auch ein einfacher Turban (Stoff um einen Hut wickeln).
SklavinnenDie Sklavinnen waren auf eigenen Wunsch elegant gekleidet (lange Kleider und Nachthemden). Ihre Köpfe waren z. T. mit einfachen Tüchern umwunden.
Matrosen und KapitäneDiese waren in Karnevalskostüme gekleidet, bzw. in einfacher blau-weißer Kombination.

Alles dies, wie u. a. der Turban mit Federschmuck, kann von den Schülerinnen und Schülern im begleitenden Unterricht ausgesucht und hergestellt werden.
Zum Schminken der Kinder eignet sich z. B. Clownschminke oder Make-up, für das Aufmalen der Bärte können Kajal- oder Augenbrauenstifte verwendet werden.
  

Musik

Das nachfolgende Lied kann ganz oder strophenweise am Anfang des Theaterstückes, in den Pausen zwischen den Akten oder am Ende gesungen werden.

Münchhausen - ein Lügenlied

 

2.       In Münchhausens Lügenwelt
um die Eck’ ein Läufer schnellt.
Schnell kann er laufen,
schnell kann er laufen
um die Welt geschwind.

Der Läufer läuft und läuft und er läuft,
und der Läufer läuft und er läuft und er läuft
um die Welt geschwind.

3.       In Münchhausens Phantasie
Da verfehlt der Schütze nie.
Scharf kann er schießen,
scharf kann er schießen
eine Fliege blind.

Der Schütze schießt und er schießt und er schießt,
und der Schütze schießt und er schießt und er schießt
eine Fliege blind.
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Fotos:









            

    




 

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