~ Die ersten Schriften ~

Kurzfassung

In diesem Theaterstück werden die beiden ersten Schriften, die Keilschrift und die Hieroglyphen thematisiert, wobei der Schwerpunkt auf der Darstellung der Keilschrift liegt. Darüber hinaus wird deutlich gemacht, welch wichtige Funktion die Schrift in einer Gemeinschaft hat, ihre Rolle im täglichen Leben und ihre Bedeutung bei der Weiterentwicklung der Kultur.

Leseprobe Rollentext:

Die ersten Schriften

Zwei Kinder treten vor die Zuschauer. Sie sind "babylonisch" gekleidet: weiße, oder rote, oder blaue tunikaartige Hemdkleider. Sie tragen Haarbänder und viel Schmuck: Halsketten, Ohr- und Fingerringe.

Vorrede

Kind 1:    Liebe Zuschauer, heute wollen wir Euch mit unserem Stück etwas von den allerersten Schriften erzählen und zeigen.

Kind 2:    Diese Schriften waren die Keilschrift und die Hieroglyphen.

Kind 1:    Sie wurden fast gleichzeitig, vor ungefähr 5000 Jahren, erfunden: die Keilschrift im Zweistromland, das ist da, wo heute das Land "Irak" liegt, und die Hieroglyphen in Ägypten.

Kind 2:    Bevor die Menschen die Schrift erfunden hatten, hatten sie Bilder gemalt, wenn sie sich etwas mitteilen wollten.

Kind 1:    So ein "Bildermalen" kann man aber noch nicht "Schreiben" nennen. Zeichen und Bilder sind nämlich erst dann eine richtige Schrift, wenn jeder beim Lesen dieser Zeichen oder Bilder nicht nur den gleichen Sinn, sondern sogar den genau-gleichen Wortlaut heraus liest.

Kind 2:    Genau das war mit Hilfe der Keilschrift oder der Hieroglyphen möglich, deshalb sind diese beiden also die ersten Schriften.

Kind 1:    Liebe Zuschauer, wir führen Euch jetzt in die Zeit vor ungefähr 3000 Jahren in das Zweistromland in die Stadt Babylon, dahin, wo auch der Turm von Babel stand.

Kind 2:    Obgleich die Keilschrift damals schon fast 2000 Jahre alt war, hatte sie sich trotz der langen Zeit seit ihrem Anfang nur in unwichtigen Punkten verändert.

Ende der Vorrede

1. Akt

Auf der Dachterrasse eines Hauses in Babylon. Das Geländer (Mauer) nimmt den unteren Teil des Bühnenbildes ein. Links und rechts ragen Palmenkronen über das Geländer hinaus. Im Hintergrund sieht man die Stadt: viele Häuser, auch alle mit Dachterrassen. Noch weiter im Hintergrund (deshalb nur sehr klein sichtbar) erkennt man den Stufenturm (Turm von Babel), das Ischtartor und die Stadtmauer mit vielen Türmen. Hinter der Stadtmauer ist eventuell noch der Fluss Euphrat sichtbar. Ein Tisch mit sechs Stühlen steht auf der Terrasse. Ein Schild zeigt: In Babylon vor 3000 Jahren. Sargon, der älteste Sohn des Hauses, kommt auf die Bühne. Er ist in babylonische Tracht gekleidet (siehe Vorrede) und trägt mehrere Tontäfelchen mit sich (Holz- oder Papptäfelchen, ca. 15 x 20cm). Er nimmt sich einen Stuhl, stellt ihn vom Tisch weg, setzt sich und beginnt von den Tontafeln zu lesen. Jetzt kommen seine beiden jüngeren Schwestern Semiramis und Amytis (jüngste) auf die Bühne. Sie sehen Sargon, blinken sich zu, halten die Finger an die Lippen und Amytis schleicht sich hinter Sargon (der nichts merkt) und kitzelt ihn ganz plötzlich. Sargon schreckt auf und die Mädchen lachen.

Semiramis:    Typisch Leseratte.

Amytis:    Sieht und hört nichts.

Sargon:    Das ist aber auch eine spannende Geschichte, die ich hier gerade lese.

Amytis:    Nanu, was kann denn spannender sein als ein schöner Morgen?

Sargon:    Hier, auf diesen Tontäfelchen ist aufgeschrieben, wie die Welt entstanden ist.

Semiramis:    Das ist ja wirklich interessant, lies doch mal vor.

Sargon:    Gut, mach ich. Am Anfang gab es nur das Weltmeer und Tiamat, die Göttin des Chaos.

Amytis:    Chaos, was ist das?

Semiramis:    Chaos ist Unordnung.

Amytis:    Aha, da hatte wohl noch niemand Ordnung gemacht.

Sargon:    Aus dem Weltmeer wurde der Gott "Marduk" geboren. Der kämpfte mit dem Chaos und spaltete Tiamat in zwei Teile. Aus der einen Hälfte machte er den Himmel und aus der anderen die Erde.

In diesem Moment kommt die Mutter (Ninkarak) auf die Bühne.

Mutter:    Aha, da seid Ihr ja schon auf der Dachterrasse. Guten Morgen, Kinder.

Alle Kinder:    Guten Morgen, Mutter.

....

Semiramis:    (Geht nach vorn und hängt ein neues Bild an die Mittelwand, worauf ein Bär, ein Tiger und ein Mann nebeneinander gereiht sind.)
Ich zeige das mal an diesem Beispiel. Ihr seht hier einen Bären, einen Tiger und einen Mann. Wer kann das lesen?

Gula:    Das heißt: Ein Bär, ein Tiger und ein Mann gingen spazieren.

Alle Schüler:    Nein, das stimmt nicht.

Semiramis:    Egibi, lies du das mal.

Egibi:    Das heißt: Ein bär-tiger Mann.

Semiramis:    Richtig. Man sieht: Jedes Bild oder Zeichen, das eigentlich ein ganzes Wort bedeutet, kann auch die Bedeutung von nur einer Silbe in einem anderen Wort haben. Jedes Zeichen kann also als Wort oder Silbenzeichen verwendet werden.

Egibi:    Auf diese Weise braucht man sehr viel weniger Zeichen, als wenn man für jedes Wort ein extra Zeichen erfinden würde. Denn man kann ja jedes Wort aus Silben zusammensetzen und Silben gibt es ja viel weniger als Worte.

Lehrer:    Richtig. Es gibt also Wort- und Silbenzeichen in unserer Schrift. Aber was ist, wenn einer z. B. das Zeichen für "Tor" aufgeschrieben hat. Woher weiß der Leser, ob er damit das Tor in einem Haus, oder den Toren, also einen Narren, gemeint hat?

Sargon:    Man schreibt vor das Wort Tor noch ein extra Zeichen, welches es ganz klarmacht, dass mit dem folgenden Zeichen ein Haus-Tor oder ein Narr gemeint ist.

Lehrer:    Wie sieht das denn genau aus?

Sargon:    (zeigt dabei auf das linke Bühnenbild) Man schreibt vor das Zeichen für Tor das Zeichen für Holz. Dann weiß der Leser, dass das folgende Zeichen etwas bedeutet, was aus Holz ist, und das kann ja in diesem Fall nur das Haus-Tor sein. Solche Zeichen wie dieses Zeichen für Holz nennt man deshalb "Deutzeichen". Es gibt auch davon ziemlich viele.

Lehrer:    Unsere Schrift besteht also aus Wortzeichen, Silbenzeichen und Deutzeichen. Hast du das verstanden, Rahotep?

Rahotep:    Ja, das war für mich gar nicht schwer, denn unsere ägyptische Schrift besteht auch aus diesen 3 Zeichenarten, nur die Silbenzeichen haben bei uns eine etwas andere Bedeutung. Ich zeige euch mal ein Beispiel aus unserer Schrift.( Hängt ein neues Bild an die Wand, worauf die Hieroglyphenzeichen für "Haus", "herausgehen" und der Satz: "Der König gibt ein Opfer für Osiris", stehen.)

....

Leseprobe Aufführungshilfen:

Aus der Form dieser Striche, die keilförmig war, leitet sich der Name "Keilschrift" für diese Zeichen her. Die Keilform der Striche ergab sich durch das Schräghalten des Griffels, mit dem sie eingedrückt wurden.

Die einzelnen Keilschriftzeichen hatten kaum noch Ähnlichkeit mit den Bildern, an deren Stelle sie getreten waren. Diese ersten Keilschriftzeichen hatten die Bedeutung der Bilder, aus denen sie entstanden waren, übernommen, standen also für ganze Worte, welche sichtbare, konkrete Gegenstände bezeichneten.

Abstrakte Gegenstände wurden anfänglich dargestellt, indem man Zeichen für konkrete Gegenstände, welche mit dem zu schreibenden abstrakten Begriff in einem engen Zusammenhang standen, für diese benutzte. So wurde z.B. das Zeichen für "Stern" als "Himmel" oder "Gott" gelesen (Die Sterne waren damals Götter.) Da bei dieser Schreibweise jedem Wort ein Zeichen zugeordnet wird, heißen diese Zeichen "Wortzeichen". Offensichtlich hatten die Sumerer nun aber sehr schnell bemerkt, dass sie bei konsequenter Anwendung des Prinzips: "Ein Wort gleich ein Zeichen" für die Weiterentwicklung ihrer Schrift einen riesigen, völlig unübersehbaren Zeichenvorrat hätten entwickeln müssen. Die Schriftzeugnisse aus jener Zeit zeigen nämlich, dass sie auch schon sehr früh angefangen haben, neben dem alten, ein neues Prinzip zur Konstruktion ihrer Zeichen zu benutzen: "Ein Zeichen gleich eine Silbe". Sie führten also, zusätzlich zu den Wortzeichen, Silbenzeichen in ihre Schrift ein.

Die Anwendung dieses Prinzips wurde den Sumerern durch ihre Sprache nahe gelegt, welche sehr viele einsilbige Worte enthielt, was die Möglichkeit eröffnete, die Zeichen für einsilbige Worte auch zur Schreibung einzelner Silben in mehrsilbigen Worten zu benutzen. Dabei verloren diese Zeichen ihre Wortbedeutung und behielten nur noch ihren Lautwert. Ein Beispiel aus dem Deutschen mag dies verdeutlichen: Man stelle sich vor, es gäbe ein Zeichen für das Wort "Bär" (siehe Bühnenbildvorlage). Dieses Zeichen kann mit seinem Lautwert zum Beispiel in dem Wort: Bärtiger (Mann) als Silbenzeichen eingesetzt werden (wie z.B. in Bilderrätseln). Die Anwendung dieses neuen Prinzips erfüllte den angestrebten Zweck, nämlich die Verminderung der in ihr Schriftsystem einzuführenden Zeichen in dramatischer Weise, denn hierdurch wurde die Anzahl der Zeichen, die gebraucht wurden, um alles damals denkbare Schreiben zu können, auf ca. 2000 begrenzt (es gibt nämlich sehr viel weniger unterschiedliche Silben als Worte). Allerdings ergab sich bei der Anwendung dieses Prinzips nun ein neues Problem. Worte mit unterschiedlichen Bedeutungen aber dem gleichen Lautwert wurde jetzt natürlich genau gleich geschrieben, was dann leicht zu Missverständnissen führen konnte, insbesondere bei einsilbigen Worten.

....

Vorschläge für Bühnenblider:

Vorschlag für das rechte Bühnenbild (2. Akt):
Hieroglyphentext, der ein Gebet für den Pharao darstellt
Dieser wird von oben nach unten gelesen. In der Kartusche steht der Name des Pharao


Vorschlag für das mittlere Bühnenbild (1. Szene 2. Akt):
Bilder mit den daraus entstehenden Keilschriftzeichen:
Getreide, Ochse und Fisch



Fotos:





 

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