~ Der Germanenjunge Siegfried in einer römischen Stadt ~

Kurzfassung

Schauplatz ist eine typisch römische Stadt, wie sie die Römer nach der Eroberung Germaniens errichtet hatten. Der Germanenjunge Siegfried kommt aus dem freien Teil Germaniens zu Besuch in die Stadt und lernt dort das Leben in einer römischen Familie kennen. Er staunt über die vielen technischen Einrichtungen, die die Römer mit nach Germanien gebracht hatten wie Wasserleitungen, Heizungen und Straßen und sieht zum ersten Mal Dinge wie Geld und Glas. Schließlich besucht er sogar einen Gladiatorenkampf im Amphitheater.


 Leseproben:

Der Germanenjunge Siegfried in einer römischen Stadt
(Colonia Ulpia Traiana)

Vorrede

Drei Kinder treten an den Bühnenrand.

Kind 1:    Liebe Zuschauer, ihr habt sicher alle schon von den Römern gehört.

Kind 2:    Sie lebten vor ungefähr 2000 Jahren.

Kind 3:    Sie waren ein Volk mit einer sehr hoch entwickelten Kultur und Zivilisation.

Kind 1:    Sie bauten sehr gute Straßen, Wasserleitungen und vor allen Dingen sehr schöne Städte.

Kind 2:    Sie hatten sehr erfolgreiche Soldaten, die viele Länder erobert haben, unter anderem auch einen Teil von Germanien, das heute Deutschland heißt.

Kind 3:    Im nicht eroberten Teil von Germanien lebten die freien Germanen.

Kind 1:    Im eroberten Teil bauten die Römer viele schöne Städte, die heute z. B. Augsburg, Mainz, Trier und Wien heißen, und auch die „Colonia Ulpia Traiana".

Kind 2:    In der „Colonia Ulpia Traiana" spielt das Theaterstück, das wir euch jetzt vorspielen werden.

Kind 3:    Die „Colonia Ulpia Traiana" war eine typische römische Stadt, so wie es sie in vielen römischen Provinzen gegeben hat.

Ende der Vorrede

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Julia:    Magister, darf ich weiter erzählen, was geschah?

Lehrer:    Ja, was geschah dann, Julia?

Julia:    Die Soldaten werden ja, wenn sie zwanzig Jahre lang Soldat waren, entlassen. Viele von ihnen wollen dann noch hierbleiben und nicht nach Hause ins Römische Reich zurückkehren, weil sie sich inzwischen in der Provinz hier heimisch fühlen, eine Freundin oder gar eine Familie haben. Diese Veteranen haben sich immer dicht neben den Militärlagern angesiedelt und ihre Berufe ausgeübt, denn jeder hat beim Militär einen Beruf erlernt.

Lehrer:    Jetzt kann Tulius einmal weitererzählen.

Tulius:    Als dann schon sehr viele Veteranen hier in einem Dorf lebten, stellten sie vor fast fünfzig Jahren beim Kaiser Traian den Antrag, eine Stadt werden zu dürfen. Der Kaiser genehmigte den Antrag, und die Stadt sollte COLONIA ULPIA TRAIANA heißen.

Lehrer:    So, Marcus, du kannst jetzt zu Ende erzählen.

Marcus:    Weil sie nun eine Stadt waren, durften ihnen die Soldaten beim Bauen helfen. Das Bauen ist hier ja sehr umständlich, weil die Steine alle von ganz weit her geholt werden müssen. Deshalb haben wir jetzt aber auch die schöne Stadtmauer, den Tempel und das Amphitheater.

Lehrer:    Sehr schön, Kinder, jetzt habt ihr für heute genug gelernt. Zum nächsten Mal lest bitte in euren Bücherrollen nach, wie es dann mit unserer Stadt weiterging.

Marcus:    Habe ich schon getan! Es war immer Frieden hier.

Lehrer:    Marcus, Du weißt doch, dass man nicht ungefragt dazwischen redet. So, Kinder, nun geht nach Hause, bis auf Marcus und Julia, die ja hier wohnen. Bene vale. Auf Wiedersehen.

Kinder:    Bene vale, Magister.

Die Kinder und der Lehrer verlassen die Bühne, bis auf Marcus und Julia.

Marcus:    Jetzt habe ich Hunger.

Julia:    Und ich erst.

Die Eltern kommen auf die Bühne.

Vater und Mutter:    Salvete, Kinder!

Kinder:    Salve, Vater! Salve, Mutter!

Vater:    Ist der Lehrer schon gegangen?

Julia:    Ja, gerade eben.

Vater:    Schade, ich wollte ihn gerade heute bezahlen. Na, dann nicht, aber jetzt wollen wir essen. Legt euch hin.

Alle legen sich auf die Bänke. Die Mutter klatscht in die Hände, ein(e) Sklave(in) mit einer Schüssel Wasser erscheint. Sie (Er) geht zu jedem Familienmitglied, das sich die Hände wäscht. Hinter ihr (ihm) kommt ein Sklave mit Handtüchern. Danach erscheint ein weiterer Sklave, der eine Schüssel mit dem Essen auf den Tisch stellt.

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3. Akt: Im Amphitheater

Im Amphitheater: Eine Reihe Kinder sitzt im Halbkreis auf dem Boden, dahinter eine Reihe mit Kindern auf Stühlen. Darüber sind (aufgemalt) weitere Stufen des Amphitheaters zu erkennen. Links ist ein Stuhl aufgestellt, auf dem der Bürgermeister sitzt (prächtig angezogen und mit Lorbeerkranz auf dem Kopf). Julia, Marcus und Siegfried sitzen in der Mitte nebeneinander.
Ein Schild zeigt: Im Amphitheater

Marcus:    Oh, Siegfried, auf der Tafel stand, dass heute ein Germane mit bloßen Händen gegen einen Bären kämpfen wird. Ihr Germanen müsst sehr tapfere Männer sein.

Siegfried:    Aber nein, nicht besonders, unsere Männer müssen oft genug mit Bären kämpfen, weil es bei uns so viele davon gibt. Und dann kann man das eben.

Julia:    (zu Siegfried) Hast du auch schon mal gegen einen Bären gekämpft?

Siegfried:    Ich war schon einige Male auf Bärenjagd dabei, und einmal hat mich dabei eine Bärin angegriffen. Ich musste mich mit meinem Schwert verteidigen.

Marcus:    Ich besuch dich mal. Nimmst du mich dann mit auf eine Bärenjagd?

Siegfried:    Natürlich!

Bürgermeister:    (hebt die Hände, fordert damit zur Ruhe auf) Salvete, Römer und Germanen. Besonders begrüße ich heute die beiden Hauptleute der Legion. (Die beiden Kämpfer treten vor, sie sind mit Brustharnisch und Helm bekleidet und tragen eventuell Schwert und Schild.) Den Hauptmann Gallius der 30. Legion kennt ihr ja alle schon. Die 30. Legion wacht schon seit über 100 Jahren im Militärlager bei unserer Stadt. Der Hauptmann Marcellus ist gerade angekommen. Er kommt mit seinen Soldaten aus Asien, wo er viele schwere Kämpfe geführt hat. Hier werden sie sich aber gut erholen können, denn wir haben hier schon lange Frieden zwischen Germanen und Römern, und das wird hoffentlich auch so bleiben.

Alle (klatschen und rufen):    Hoffentlich!

Einer der beiden Hauptleute:    Wir sind froh, in einem Militärlager in der Nähe einer so schönen Stadt stationiert zu sein.

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Aufführungshilfen

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2.2 Die römische Stadt

Die „Colonia Ulpia Traiana" war eine typisch „römische" Stadt. Sie besaß alle Einrichtungen und Bauwerke, die zu einer solchen gehörten, wie z. B. eine Umfassungsmauer, ein gut ausgebautes, befestigtes Straßennetz, ein Wasserver- und Entsorgungssystem, das Forum, um das herum die wichtigsten Verwaltungsgebäude und Tempel standen, das Unterhaltungszentrum mit dem Amphitheater, die Thermen und Wohn- und Geschäftsviertel. Mit diesen Bauwerken und Einrichtungen hatte die römische Stadt ein zivilisatorisches und „humanes" Niveau erreicht, das in vielen Aspekten auch heute noch vorbildlich ist. Sie war nicht nur funktionell, sondern bewusst auch auf ein „lebenswertes" Leben hin geplant. So hatte z. B. die Umfassungsmauer nicht nur den Zweck, vor Feinden zu schützen, sondern sie begrenzte die Einwohnerzahl auch auf eine nicht zu hohe Zahl (ca. 50 000 maximal) und machte die Stadt damit für ihre Bewohner übersichtlich und alle wichtigen Einrichtungen leicht und schnell erreichbar.

Das befestigte Straßennetz hatte neben der guten Verkehrsanbindung aller Häuser den Zweck, die Stadt übersichtlich zu gliedern. So gab es meist zwei breite Hauptstraßen, die sich am Forum, dem Zentrum der Stadt, kreuzten. Die möglichst rechtwinklig verlaufenden Nebenstraßen gliederten die Stadt in Blöcke von ca. 70-80 Metern Breite. Beim Bau der Straßen wurde das Wohl aller Verkehrsteilnehmer berücksichtigt: Sie hatten bequeme Gehsteige, die ca. 40-50 cm hoch waren, damit Fuhrwerke nicht versehentlich darauf fahren konnten, und es gab Fußgängerübergänge aus erhöhten Trittsteinen, die außerdem Fuhrwerke und Tiere zu gemäßigter Geschwindigkeit zwangen.

Oft waren die Straßen tagsüber für Fuhrwerke gesperrt. Um den Lärm des Durchgangsverkehrs zu dämpfen, gab es in den Wohnvierteln viele Sackgassen. Die Höhe der Gebäude durfte bei Privathäusern doppelte Straßenbreite nicht übersteigen, damit genügend Sonnenlicht einfallen konnte. Alle Hauseigentümer, deren Gebäude an einer Hauptstraße lagen, waren verpflichtet, auf eigene Kosten gedeckte Gehsteige zum Schutz der Fußgänger vor zu starker Sonne oder Regen anzulegen.

Eine weitere wichtige Einrichtung einer römischen Stadt war das System der Wasserver- und Entsorgung. Ein derartiges System erhöhte die Wohnqualität der Stadt außerordentlich, zumal es den Bau von Thermen ermöglichte.

Wenn der Wasserbedarf der Stadt nicht durch Brunnen gedeckt werden konnte, wurde Wasser von weither in die Stadt geleitet. Dies geschah mit Hilfe der „Aquädukte", die bis zu 100 km lang sein konnten. Der Bau dieser Aquädukte war eine technische Meisterleistung, denn das Gefälle der Wasserrinne (gedeckt oder geschlossen) musste über große Entfernungen sehr konstant sein, wozu auch eine sehr genaue Landvermessung Voraussetzung war. In der Stadt wurde das von den Aquädukten kommende Wasser in ein oder mehrere zentrale, große Reservoirs gelenkt, von wo aus es dann an die „Verbraucher" weiterverteilt wurde.

Die waren zum größten Teil öffentliche Brunnen, von denen die Menschen ihr Wasser kostenlos holen konnten. Reiche Leute konnten ihr Haus direkt an die Wasserreservoirs anschließen lassen, mussten dafür aber bezahlen.

Das Abwasser aus den Häusern floss durch Rinnen oder Rohre in offene oder abgedeckte Kanäle an den Seiten bzw. unter den Straßen in breite Sammelkanäle, in denen es z. B. zu einem Fluss außerhalb der Stadt geleitet wurde.

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6.    Kostüme

Die Kostüme für das Theaterstück sind Phantasiekostüme, die allerdings so weit wie möglich an die historische Kleidung angelehnt sind. Anregungen können den Abbildungen entnommen werden. Jedem Spielleiter steht hier genügend Raum zur Verfügung, um eigene Ideen umzusetzen.
Im Folgenden werden die Kostüme, wie sie bei der hier dokumentierten Aufführung verwendet wurden, genauer vorgestellt.

Kinder:    Die Kinder trugen zur Aufführung römische Tuniken. Diese Tuniken wurden aus einfachen Stoffbahnen, z. B. gefärbte Bettlaken, hergestellt. In der Mitte des Stoffes wurde ein Loch als Halsausschnitt geschnitten und die Seiten so vernäht, dass noch jeweils ein Armausgang offen blieb. Unten wurden sie knielang versäumt. Um die Taille trugen die Kinder Stoffstreifen, Gürtel oder Stricke. Als Fußbekleidung trugen alle Darsteller entweder Sandalen oder sie gingen Bahrfuß.

Lehrer/Eltern:    Die Kostüme der Eltern und der Lehrer bestanden aus Tuniken, die jedoch zur Unterscheidung wadenlang waren.

Siegfried:    Siegfrieds Kostüm bestand aus einem bis zu den Knien reichenden Fell. Als Fell kann z. B. das Inlett einer Winterjacke/-mantel oder ein Autositzbezug dienen, der um den Körper gewickelt wird.

Bürgermeister:    Der Bürgermeister trug eine lange, auffällige Tunika und einen Lorbeerkranz.

Hauptleute:    Das Kostüm der Hauptleute bestand aus Tuniken, Brustharnischen, Helmen, Schwertern und Schilden (s. Requisiten).

Gunnar:    Das Kostüm des Gunnar bestand aus einem Unterhemd und einer kurzen Hose (Sporthose).

Bär:    Der Bär trug ein Karnevalskostüm, in diesem Fall allerdings ein Leopardenkostüm. Es ist jedoch auch denkbar, ein braunes Kostüm zu nähen. Eine andere Variante wäre, aus Pappmache einen Bärenkopf zu basteln und den Darsteller dann braune Alltagskleidung tragen zu lassen.

All dies kann von den Kindern im begleitenden Unterricht ausgesucht und hergestellt werden.
Zum Schminken der Kinder eignet sich z. B. Clownschminke oder Make-up. Für das Malen der Bärte können Kajal- oder Augenbrauenstifte verwendet werden.

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Fotos:


 

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