~ Ulf, der Wikinger, auf großer Fahrt ~

Kurzfassung

Nachdem wir zunächst Gast auf einer großen Tauffeier waren, begleiten wir Ulf, den jungen Wikinger, und seinen Vater Eric auf einer langen und gefährlichen Seereise. Von Haithabu - einer großen Siedlung der Wikinger im heutigen Schleswig-Holstein - führt die Reise ins Reich der Mauren, wobei nicht nur die Elemente, sondern auch feindliche Seeräuber unserer Mannschaft zusetzen. Die Verhandlungen mit dem Sultan verlaufen erfolgreich, und beladen mit prächtigen Stoffen, Duftwässern und Silber können Erik, Ulf und ihre Männer die Heimreise antreten. In realistischen und trotzdem spannenden Szenen entsteht ein Wikinger-Bild, das so gar nichts mit populären Vorstellungen in Büchern, Comics und Filmen gemein hat.

Leseproben:

Inhalt

Ulf, der Wikinger, auf großer Fahrt   
Vorrede3
1. Akt: Die Tauffeier4
2. Akt: Auf der Reise7
3. Akt: Ankunft in Cadiz 10
Nachrede14
Aufführungshilfen
1.     Anmerkungen zur Inszenierung15
2.     Sachinformationen15
2.1     Die Wikinger
15
2.2     Lebensweise
16
2.3     Soziale Organisation
16
2.4     Religion
16
2.5     Schiffe
17
2.6     Die Fahrten der Wikinger
18
2.7     Haithabu
19
2.8     Literatur
20
3.     Rollenübersicht und -verteilung20
4.     Bühnenbilder23
5.     Requisiten29
6.     Kostüme31
7.     Musik 32
8.     Fotos mit Unterschriften35

Ulf, der Wikinger, auf großer Fahrt

Vorrede

Das Bühnenbild des ersten Aktes ist zu sehen.
Zwei Kinder treten vor die Bühne.

Kind 1:    Heute wollen wir euch ein Stück von den Wikingern vorspielen. Von denen habt ihr sicher schon gehört.

Kind 2:    Sie galten als wilde Gesellen, die mit Hilfe ihrer schnellen Schiffe von Plünderung und Raub lebten. In Wirklichkeit war das aber anders, insbesondere am Ende der Wikingerzeit, in der auch unsere Geschichte spielt.

Kind 1:    Die Wikinger waren Germanen, genau wie unsere Vorfahren, die hier in Deutschland lebten. Wie alle Germanen waren sie hauptsächlich Bauern.

Kind 2:    Sie hatten auch die gleichen Sitten und Gebräuche wie unsere germanischen Vorfahren. Weil sie aber im Norden lebten, also im heutigen Dänemark, Schweden und Südnorwegen, und dort das Meer überall ganz nah ist, lernten sie, gute und schnelle Schiffe zu bauen.

Kind 1:    Und mit diesen Schiffen gingen sie dann manchmal, z. B. wenn sie nach der Ernte nichts auf ihren Bauernhöfen zu tun hatten, auf Plünderfahrten. Das nannten sie: „Auf Viking gehen", daher haben sie auch ihren Namen „Wikinger".

Kind 2:    Aber sie haben auch große Entdeckungsfahrten gemacht. So entdeckten sie im Jahr 985 Amerika, lange vor Kolumbus. Sie wussten aber nicht, dass das Amerika war, was sie da entdeckt hatten.

Kind 1:    Hauptsächlich sind sie mit ihren Schiffen auf Handelsfahrten gegangen und dabei sehr weit, sogar bis ins Mittelmeer gekommen.

Kind 2:    Unser Stück zeigt euch so eine Handelsfahrt.

Kind 1:    Das Stück spielt vor ungefähr 1000 Jahren. Das war die Zeit, als die Wikinger nach und nach von Missionaren zu Christen bekehrt wurden. Bis dahin waren sie ja Heiden gewesen. Sie hatten an viele Götter, z. B. an Odin, Thor und Freya geglaubt.

Kind 2:    So, nun geht es aber los.

Ende der Vorrede


1. Akt: Die Tauffeier

Hier kann die „Einfache Flötenmelodie" gespielt werden (siehe Seite 33).
Tauffeier auf einem Bauernhof der Wikinger. Die Feier findet im Freien statt. Es sind zwei Holzhäuser mit Dächern aus Gras zu sehen. Dazu Tiere: Kühe, Schweine, Hühner. Ein einfacher Webstuhl (mit Gewichten zum Spannen) ist aufgemalt oder aufgebaut. Im letzteren Fall könnte ein Kind davor sitzen und weben. Ein anderes Kind spinnt mit Hilfe einer Handspindel.
An zwei Tischen mit Bänken sitzen die Taufgäste und tafeln. Die Mutter mit dem Taufkind sitzt in der Mitte. Auf einer Seite der Mutter sitzt Eric der Starke, ihr Mann, und auf der anderen ein Priester. Einige Kinder tanzen dazu im Kreis, darunter Ulf, der Sohn von Eric.

Ein Schild zeigt: Auf einem Bauernhof der Wikinger vor ca. 1000 Jahren.
Es klopft laut ans Tor.

Mutter:    Ulf, da ist jemand am Tor, guck mal nach, wer es ist.

Ulf läuft los und lässt seinen Onkel Torsten eintreten. Dieser bringt noch einige Männer mit.

Torsten:    Guten Tag, Ulf, du bist aber gewachsen, seit ich dich das letzte Mal gesehen habe. Du bist ja fast schon ein Mann. Ist die Taufe schon vorbei?

Ulf:    Ja, aber das Fest fängt gerade erst an und dauert mindestens noch drei Tage.

Torsten:    Na, prima, dann sind wir ja doch noch nicht zu spät gekommen. Nun bring mich bitte zu deiner Mutter und zu deinem Vater.

Ulf führt ihn zu seiner Mutter und Eric.

Mutter:    Guten Tag, Torsten, schön, dass du doch noch kommst.

Eric:    Guten Tag, ich freue mich auch.

Torsten:    Ich komme gerade aus Haithabu und bin dort leider noch etwas aufgehalten worden. Ich habe noch einige Männer von meiner Bootsbesatzung mitgebracht.

Mutter:    Sie sind auch willkommen.

Torsten:    Die Männer wollen auch hier getauft werden. Sie haben nämlich zu Beginn unserer letzten Handelsfahrt versprochen, sich taufen zu lassen, wenn sie heil, gesund und mit viel Gewinn zurückkehren würden. (an den Priester gewandt) Kann das vielleicht nachgeholt werden?

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2. Akt: Auf der Reise

An dieser Stelle kann „Das raue Drachenschifflied" von den Kindern gesungen werden.
In diesem Akt wird die Reise auf dem Schiff dargestellt. Die linke Hälfte der Bühne (oder sogar etwas mehr) nimmt ein Wikingerschiff ein. Ruder und Segel sind zu erkennen. Die Männer sitzen vorerst hinter ihren Schilden verborgen an den Rudern. Nur Ulf und sein Vater stehen. Rechts sind das Meer und ein wolkenloser Himmel mit einer tief stehenden Sonne sichtbar, am Horizont eine flache Küste. Ein Schild zeigt: Auf der Reise

Ulf:    Da haben wir aber Glück, schon die ganze Zeit Ostwind. Da brauchen wir nicht zu rudern, sondern können immer segeln.

Eric:    Ja, und das ist ziemlich selten in diesem Meer.

Ulf:    Wo sind wir jetzt eigentlich, Vater?

Eric:    Heute gegen Mittag habe ich das Wasser geprüft. Es schmeckte etwas weniger salzig als vorher. Da müssen wir gerade an der Mündung eines Flusses vorbeigekommen sein. Das kann nur die Weser gewesen sein.

Ulf:    Und wie geht es weiter?

Eric:    Wir werden weiter, wie bisher, diese Küste entlangfahren und abends immer anlegen; denn du weißt ja, wenn wir nachts weitersegeln würden, könnten wir leicht vom Kurs abkommen, weil die Sterne ja leider oft von Wolken verdeckt werden.

Ulf:    Ja, und außerdem kann man an Land Feuer zum Kochen machen und vielleicht sogar ein Schwein oder Schaf zum Schlachten kaufen.

Eric:    Ich sehe, du bist schon ein richtiger Seefahrer.

Wikinger 6:    Eric, sollten wir nicht langsam auf Land zuhalten, es wird Abend?

Eric:    Nein, hier nicht, das ist die Insel Spiekeroog. Die haben unsere Großväter oft geplündert. Wenn die Einwohner uns entdeckten, würden sie bestimmt versuchen, uns alle totzuschlagen.

Wikinger 7:    Dann übernachten wir eben auf der nächsten Insel.

Eric:    Ja, das ist Langeoog, das müsste gehen. Da haben wir Wikinger niemals geplündert.

Wikinger 8:    Dann dauert es aber noch mindestens zwei Stunden, bis wir da sind.

Eric:    Vielleicht können wir dafür von den Langeoogern etwas Gutes zu essen eintauschen. Aber Männer, auf gar keinen Fall Gewalt anwenden, das gibt es nicht mehr!

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Aufführungshilfen

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2.2    Lebensweise

Die Wikinger führten ein bäuerliches Leben. Ihre Häuser standen vereinzelt, selten in Form eines Dorfes. Städte gab es nur sehr wenige (s. u.). Dort, wo es möglich war, z. B. in Dänemark und Südschweden, betrieben sie Ackerbau, in Norwegen, Island und Grönland dagegen im wesentlichen Viehwirtschaft.
Angebaut wurden Gerste, Roggen, Hafer und Gemüse, wie z. B. Kohl, Erbsen und Zwiebeln. Als Haustiere hielten sie Rinder, Pferde, Schafe, Ziegen, Schweine, Hühner, Gänse, Katzen und Hunde. Darüber hinaus spielte bei ihnen der Fischfang eine große Rolle. Dementsprechend war die Nahrung der Wikinger, zumindest in den südlichen Gebieten, sehr vielseitig und gesund.
Ein Gehöft bestand oft aus mehreren Gebäuden: dem Wohngebäude, Viehställen, Vorratshaus, Futterscheune und einer vielseitigen Werkstatt. Letztere war sehr wichtig, da alle angefallenen handwerklichen Arbeiten selbst verrichtet werden mussten, so z. B. auch das Spinnen und Weben. Nur den Schmied, insbesondere den Waffenschmied, gab es als speziellen Beruf.

Die Häuser waren je nach vorhandenem Baumaterial aus Flechtwerk (Dänemark und Schweden) oder aus Holz (in Stab-, Bohlen- oder Blockbauweise). In den Kolonien, wie z. B. Island, Grönland, den Hebriden, Orkneys u. a. m., benutzten die Wikinger als Baumaterialien aufgrund des fehlenden Holzes Steine und Soden. Die schwere körperliche Arbeit wurde von Sklaven verrichtet.
Gute Abbildungen zu den hier genannten Aspekten der Lebensweise finden sich in den für Kinder geeigneten Büchern, die weiter unten aufgeführt werden, vgl. Punkt 2.8.

2.3    Soziale Organisation

Es gab bei den Wikingern drei Stände: Jarle oder Häuptlinge, Bauern und Sklaven. Den Kern bildeten die Bauern als Landbesitzer und freie Leute. Die Jarle waren reiche Großgrundbesitzer, die Schiffe, Sklaven und einen gewissen Einfluss besaßen. Der erwählte Anführer der Jarle war der König. Auf der alljährlich stattfindenden Versammlung der freien Männer, dem Thing, wurde Recht gesprochen und zu wichtigen Fragen Stellung bezogen. Der Thing begrenzte somit die Macht des Königs.
Die Frau nahm eine sehr geachtete Stellung ein. Sie verwaltete den Hof, wenn der Mann auf Wikingerzug war, und hatte sogar das Recht, die Scheidung herbeizuführen.

Erst gegen Ende der Wikingerzeit kam es zur Bildung größerer Königreiche in Dänemark, Schweden und Norwegen. Gerade diese mächtigen Königreiche gingen gegen die Raubzüge ihrer Untertanen vor und trugen damit zum Ende der Wikingerzeit bei.

2.4    Religion

Nach dem Glauben der Wikinger wohnten die Göttergeschlechter der Asen in Asgard, das durch den Regenbogen mit der Scheibe der Erde verbunden war. Unter dem Götterhimmel lag die Erde in der Mitte zwischen Muspelheim, dem Reich der Glut und des Feuers, und Nifelheim, dem Reich des Nebels und der Kälte. Die Erde war umgeben vom Weltmeer, in dem die gefährliche Midgard-Schlange hauste. Unter der Erde lag das Totenreich Hel. Es gab Riesen, Elfen, Geister und Kobolde.
Odin war der Gott der Krieger und Skalden (Dichter). In seine Kriegerhalle Walhalla sollten alle im Kampf gefallenen Helden eingehen. In Walhalla gab es Kampf, Jagd und Gelage, und die Krieger wurden von Walküren verwöhnt.
Thor war ein lebensnaher, volkstümlicher Gott. Freya war die Göttin der Liebe und Fruchtbarkeit.

Die Christianisierung ging langsam voran. Anfänglich verehrten die Wikinger aufgrund ihrer polytheistischen Toleranz noch heidnische und christliche Götter nebeneinander, und es gab, um sich z. B. Vorteile beim Handel zu verschaffen, viele Scheintaufen.
Die Könige, welche das Christentum einführten, waren in Dänemark König Blauzahn (um 960), in Norwegen König Olaf der Heilige (um 1000) und in Schweden Königin Inge (Anfang des 12. Jhd.).

2.5    Schiffe

Das Langschiff der Wikinger ist das Symbol des Wikingerzeitalters (siehe Abb.). Das Langschiff verkörperte den Höhepunkt des technischen Könnens der Wikinger und war Machtmittel, Freude und liebstes Eigentum. Als Antrieb dienten Segel und Ruder (Abbildungen von Schiffen finden sich in den für Kinder genannten Sachbüchern, vgl. 2.8). Mit diesen außerordentlich seetüchtigen Schiffen konnten die Wikinger sehr schnell große Strecken zurücklegen, und, da die Schiffe leicht gebaut waren und nur einen geringen Tiefgang hatten, an flachen Küsten überraschend landen, plündern und sehr schnell wieder verschwinden. Die Langschiffe waren bis zu 30 m lang, aber nur 3 m breit, hatten ein Segel und bis zu 45 Riemen (Ruder) und ca. 55 Mann Besatzung. Ihrer Bauweise wegen eigneten sich die Schiffe auch gut für das Reisen auf Flussläufen. Deshalb konnten die Wikinger auch weit vom Meer entfernte Städte, wie z. B. Paris, angreifen.
Neben dem Langschiff wurden von ihnen auch Handelsschiffe, die Knorren, gebaut. Mit diesen Schiffen waren sie allen Völkern Europas überlegen.
Ihre Fahrten machten die Wikinger möglichst entlang den Küsten, weil dort die Navigation sicherer als auf hoher See war und weil sie dort des Nachts ankern, sich wärmen und kochen konnten. Zur Navigation in Küstennähe verwendeten sie vermutlich markante Punkte der Küstenlinie, Wasserproben und Strömungen. Instrumente zur Navigation auf hoher See sind nicht überliefert, müssen aber vorhanden gewesen sein, da die Wikinger bekanntlich auch weite Reisen über das offene Meer machten, so z. B. nach Island, Grönland und Amerika. Wahrscheinlich dienten ihnen zur Orientierung auf hoher See auch vielfältige Naturphänomene, wie z. B. das Verhalten von Wasservögeln, die Standorte von Walherden oder Strömungen.


Langschiff der Wikinger

2.6    Die Fahrten der Wikinger

Die Fahrten der Wikinger waren

  • Raubzüge, privat organisiert zum Zweck des Raubens und Plünderns,
  • Heereszüge, „staatlich" organisierte militärische Operationen zum Zweck der Eroberung oder „Schutzgebührerpressung",
  • Landnahmen zum Zweck der Besiedlung,
  • Handelsfahrten.
Die Wikingerzeit begann mit einem Raubzug und endete mit einem Heereszug.
An dieser Stelle können nicht einmal die wichtigsten Züge der Wikinger dargestellt werden (vgl. dazu die angegebene Literatur unter Punkt 2.8.). Hier sei nur erwähnt, dass sich die Wikinger, je nach Herkunftsgebiet, unterschiedliche Aktionsräume für ihre Fahrten aussuchten.
So befuhren insbesondere die schwedischen Wikinger das europäisch-russische Stromsystem zum Zweck des Handels. Daran erinnert noch heute die Bezeichnung „Russland" für dieses Gebiet, das sich von dem Wort „Rus", wie die Wikinger dort genannt wurden, ableitet. Sie gelangten sogar bis Byzanz (Konstantinopel) und kamen so in Kontakt mit islamischen Völkern und deren Kulturgütern und Erzeugnissen.
Die dänischen Wikinger machten Raub- und Heereszüge nach Westeuropa und gelangten durch die Straße von Gibraltar bis ins Mittelmeer.
Die norwegischen Wikinger entdeckten und besiedelten Island, Grönland (982, Erich der Rote) und Amerika. Letzteres wurde 985 von Bjarni Herjulfson auf einer Fahrt zur Holzsuche zufällig entdeckt. Die nachfolgende Besiedlung war allerdings nicht von Dauer, da sich die Wikinger, ihrer geringen Zahl wegen, nicht gegen die Indianer behaupten konnten.
Auf ihren Handelszügen tauschten die Wikinger Bernstein, Felle, Eisenwaren und Sklaven gegen Luxusgüter, wie z. B. hochwertige Tücher, Wein, Keramikwaren, Silber und Gold.

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Bühnenbildvorlagen

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Vorlage für das Bühnenbild des 3. Aktes:
Ansicht der Stadt Cadiz mit Sultanpalast und Schiff im Hafen

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Musik

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Am Anfang des 2. Aktes kann „Das raue Drachenschifflied“ von den Kindern gesungen werden.

Strophen:
1.     Wir leben als Bauern mit Schwein und Kuh,
        doch lässt uns das Leben oft keine Ruh,
        dann fahr’n wir hinaus auf hohe See
        und singen unser Lied. Juchee, Wikinger...

Refr.:    Unser Drachenschiff...

2.     Wir fahren als Händler zum fernen Strand,
        entdecken dabei sogar neues Land,
        entgehen Sturm und Piraten zugleich
        und singen unser Lied. Juchei, Wikinger...

Refr.:    Unser Drachenschiff...

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Fotos:

 

 

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